In Stars ohne Ende – Seitenblicke Magazin, das österreichische Society-Magazin Nr. 42, vom 16.Oktober2008, findet sich ab Seite 52 ein ungewöhnliches „Star der Woche“-Porträt über den Popstar James Blunt verfasst von Diana, unserer Zweitfrau.
STAR DER WOCHE PERSÖNLICH
FREUNDE FÜRS LEBEN.
„Eine Zeit lang habe ich mir um ihn Sorgen gemacht“
Mit ihrem Album „Rückendeckung“ (Single: „Intensiv“) macht Zweitfrau alias DIANA LUEGER gerade Furore. 2003 lebte die österreichische Sängerin in den USA. Dort wurde ein junger Engländer ihr bester Freund, der noch weltberühmt werden sollte: JAMES BLUNT. Am 28.10. spielt er live in Wien.
Eigentlich hat sich nichts verändert zwischen uns. Sind uns immer noch wichtig. Schicken uns SMS übers Handy: „Ich vermiss dich.“ Ist er mir derselbe gute Freund wie damals. Sensibel. Voller Humor. Und irgendwie auch ein bisschen verrückt. Erst vor kurzem wurde mir das wieder bewusst. James war überraschend in Österreich. In Salzburg, bei der streng geheimen Hochzeit eines Paares aus der englischen High Society. Als er gelandet war, rief er mich an, sagte: „Hey, ich bin in Salzburg, wo bist du?“ Und ich entrüstet: „In Wien! Frechheit! Los, komm her, ich will dich auch wieder einmal sehen, du Arsch!“ Aber dann wurde es eine lange Nacht, Privatkonzert für Gäste wie Prinz William und Co inklusive, und er flog nicht mehr weiter. Er dürfte also ordentlich gefeiert haben. Wieder mal. Das ist auch gut so. Denn das heißt: Es ist noch alles beim Alten bei ihm. Und er ist derselbe geblieben. Kennengelernt haben wir uns in Badehose und Bikini. Da wussten wir sozusagen gleich beide, woran wir sind. Zu einer Zeit, als ich noch die Diana war und nicht Zweitfrau. Und James einfach nur der James und noch nicht James Blunt – der Star. Das war in Los Angeles, im Jahr 2003, und die Zukunft lag glitzernd vor uns. Aber noch waren wir jung und hatten kein Geld. Und es war heiß, wir wollten uns abkühlen. Deswegen schlichen sich meine beste Freundin Shirley, mit der ich damals zusammenwohnte, und ich auch jeden Tag heimlich aufs Dach des Motels, das neben unserem Haus lag. Weil dort ein Pool war. Zwar nur für Hotelgäste, aber wen mochte es gestört haben? Uns nicht. Und James auch nicht. Wie wir tat auch er so, als würde er hier wohnen, um hier schwimmen zu können. So kamen wir ins Gespräch. Und verbrachten ab da fast jeden Abend miteinander.
So viel Zeit verbrachten wir zusammen, dass sogar irgendwann meine Freundin darüber zu meckern begann. Was ist jetzt mit dem James? Ich kann nur sagen, wie er ist: ultrasensibel. Sehr höflich. Exzellent erzogen. Romantisch. Mit Frauen kann er sehr gut umgehen – und kann natürlich auch nicht genug von ihnen bekommen. Er ist sicher ein Lauser. Ein Freigeist; zu versuchen, ihn in einen goldenen Käfig zu sperren, das wäre der schlimmste Fehler, den eine Frau bei ihm begehen könnte.
Er liebt es, Party zu machen, und er liebt die Frauen. Schon in Amerika war ich mir bei ihm nie sicher, mit wem er jetzt gerade zusammen ist. Kann man sich bei ihm auch nie sein. Er ist ein Hallodri, lässt sich nicht einengen. Auf eine Art, mit ihm zusammen zu sein, die Treue erfordert – ich glaube, das kann er nicht. Vielleicht weil er die Richtige noch nicht gefunden hat. Oder aber, weil er noch nicht so weit ist. Sogar als er mit dem Model Petra Nemcova liiert war, selbst da hatte er Hummeln in der Hose. So ist er eben. Und mein Gott, ich finde das auch in Ordnung. Selbst wenn ich mir sicher bin, dass viele seiner Beziehungen daran zerbrochen sind, weil die Frauen teilweise eben genau Treue und Stillsitzen von ihm eingefordert haben.
Ein Thema war das bei uns freilich nie. Ob er auch für mich als Mann interessant war? Doch, natürlich hat es geknistert. Aber ich war zu diesem Zeitpunkt gerade aus einer langen Beziehung raus, er genauso – da war das kein Thema. Uns war klar, was wir aneinander haben; er hat mir viel bedeutet und ich ihm, wir waren mit Emotionen bei der Sache. Aber wir forderten nichts voneinander ein.
Wobei: Wäre er kein Engländer gewesen – vielleicht hätte ich ihn sogar geheiratet. Aber selbst wenn ich das getan hätte, nur um mein Künstlervisum zu verlängern – das konnte ich mir schnell wieder abschminken. Denn James zu heiraten hätte mir in dieser Hinsicht nicht weitergeholfen. Und jemand anderen? Da war James davor. Einmal, als er spitzkriegte, dass ein Amerikaner dafür infrage käme, wurde er sogar richtig zornig. „Den kannst du nicht heiraten!“, meinte er hitzig. Und: „Wenn dir deine eigene Mutter das schon nicht sagt, dann rufe eben ich meine an, damit sie dir klarmacht, dass du diesen Typen nicht heiraten kannst.“ Das fand ich schon sehr süß. Vielleicht war er sich auch nur nicht sicher, was das mit mir ist. Heute ist zwischen uns alles klar. Ich bin in einer festen Beziehung, wir wohnen tausende Kilometer voneinander entfernt – und er ist ein Weltstar.
Ein Getriebener natürlich auch: Das, was er macht und liebt, die Musik, betreibt er mit Herzblut und ohne Kalkül. Selbst wenn er feiert wie ein Weltmeister: Am nächsten Tag steht er frühmorgens auf, geht ins Studio und arbeitet wie ein Wahnsinniger. Auch das ist es, was Erfolg ausmacht. Seinen Erfolg. Dass er dabei immer einer geblieben ist, mit dem man Pferde stehlen kann, rechne ich ihm hoch an. Ein bisschen wie ein großer Bub war er immer. Und absolut spontan. Ich weiß noch, wie er einmal, schon zurück in England, einfach aufs Moped gesprungen und gleich auf der falschen Seite der Straße gefahren ist, bloß weil er es aus Amerika so gewohnt war. Das ist James, wie er leibt und lebt: unberechenbar.
Ein lockerer Typ, obwohl ich ihn schon anders erlebt habe. Etwa wenn er erzählte, was er im Krieg, als Soldat für die NATO im Kosovo, für schreckliche Dinge erlebt hat. Oder wenn er keine Nacht ruhig durchschläft, sondern sich völlig aufgewühlt von einer Seite auf die andere wälzt, strampelt und im Schlaf tritt. Das ist sicher etwas, das einerseits mit seinen Erfahrungen aus der Militärzeit zu tun hat. Andererseits machte er gerade damals in Amerika eine schwierige Phase durch: Den entscheidenden Karrieresprung vor sich, stand er enorm unter Druck. Sein Plattendeal mit der Musikproduzentin, Rocksängerin und Songwriterin Linda Perry war unter Dach und Fach, jetzt stand das Aufnehmen der Platte bevor. Da ging es um viel Geld, da machst du dir Stress. Eigentlich sehr tapfer, wie er das gemeistert hat.
Dabei weiß ich noch zu gut, wie wir damals oft philosophiert haben. Am liebsten im „Backstage“, einer kleinen Bar in East Hollywood. Die Gäste, fast allesamt Musiker und Bands, die dort kleine Konzerte spielten, ein Bier tranken und sich austauschten. Einmal hatte ich dort sogar das Glück, den Schlagzeuger der Foo Fighters zu treffen und mitzuerleben, wie auch er mit seinen Freunden jammerte. Jedenfalls: Dort saßen wir und haben endlos geredet. Was ist mit uns, was kann aus uns werden? Ich habe bei diversen Bands Schlagzeug gespielt, er arbeitete schon mit Linda Perry. Werden wir jetzt reich und berühmt?
Für mich wird er immer der James bleiben, der mir im Gästehaus der Schauspielerin Carrie Fisher, die in „Krieg der Sterne“ Prinzessin Leia spielte, „You’re Beautiful“ vorgesungen hat. Den Song, der ihn später berühmt machen sollte und der noch lange nicht auf Platte gepresst war. „My life is brilliant… my life is brilliant…“ -diese Wiederholung des Textes gleich zu Beginn -, ich weiß noch, dass ich dachte, da hat er sich nun verspielt und wird gleich wieder von vorn beginnen. Aber das hatte schon seine Richtigkeit! Und dann sprachen wir darüber. Ist das gut? Wie findest du diesen oder jenen Part? Auch ich habe ihm meine Sachen vorgespielt. Wir haben uns einfach ausgetauscht, waren Teil des musikalischen Entstehungsprozesses des anderen. Und hatten jede Menge verrückter Ideen. Ich fuhr etwa damals einen uralten, weißen Pontiac.
Eine echte Schrottkarre – aber ein Wagen mit Charakter, den ich liebte. Eines Tages setzten wir uns mit einem Mikrofon ins Auto und nahmen die Motorengeräusche auf, weil er das in sein Album einbauen wollte. Verrückt! Aber auch irgendwie romantisch. Er ist ein Mann, der zu seinen Gefühlen steht und darin auch sehr direkt ist. Selbst bei seinen SMS merkt man, dass er ein Poet ist. Da kann er auch irrsinnig schleimen, das hat er echt drauf. Wobei ich auch schon Frauen sagen hörte, seine Komplimente seien nur eine Masche, und er sei ein Arschloch. Ich dagegen finde ihn authentisch. Er ist ein Familienmensch. Als ich ihn in London besuchte, wohnten wir im Haus seiner Schwester. Sein eigenes ließ er später von seiner Mutter einrichten. Dass er ein Weichei sei, mögen die Jungs von Oasis finden, aber das sind eben Proleten. Da prallen Kulturen aufeinander, dass ihn der Erfolg überheblich gemacht hat, glaube ich nicht. Ich hatte immer das Gefühl, er ist der Alte geblieben. Auch beim letzten Mal, als ich ihn in einem Hotel in Deutschland traf: Da machte er mir die Tür auf, stand da mit seinen verwuselten Haaren und knotzte sich gleich wieder aufs Sofa. Er versucht nicht, mir etwas vorzuspielen. Eitelkeit? Null. Arroganz? Keine Spur. Ich habe ihm immer gesagt: Wenn du einmal Erfolg hast, möchte ich auf keinen Fall, dass du glaubst, ich würde das ausnutzen. Ich freue mich, wenn ich ihn um Rat fragen kann. Aber das war’s dann. Stattdessen habe ich mir eine Zeit lang echt Sorgen um ihn gemacht – ob er nicht zu viele Partys feiert. Dazu neigt er. Und es wird ihm ja an nichts fehlen: Geld und Drogen ohne Ende. Also fragte ich oft bei ihm nach, ob es ihm eh gutgehe – weil ich das Gefühl hatte: Das kann kippen. Ich sagte: Bitte, pass auf dich auf. Verlier nicht den Boden unter den Füßen, wenn er jetzt nach Wien kommt, um ein Konzert zu spielen, freue ich mich schon auf ihn. Wir werden den Nachmittag gemeinsam verbringen. Ich bin gespannt, wie das Wiedersehen nach einem Jahr wird. Ob wir dort anknüpfen können, wo es aufgehört hat. Schließlich haben sich verdammt viele Dinge verändert. In seinem Leben genauso wie in meinem.
( mmm / Alexander Kern)