„Die Presse“, Print-Ausgabe, 19.07.2008, schreibt bei >> STADTMENSCHEN VON ANNA-MARIA WALLNER über ein Vorhaben des Gastronomen OSSI SCHELLMANN („Copa Cabana“, „U4“, „Café Stein“ und „Summerstage“) ein Lokal zu etablieren, das sich der Live-Musik annimmt:
Die Live-Auftritte seien sogar der eigentliche Ideengeber gewesen, denn ihm sei in den letzten Jahren aufgefallen, dass eine „aufstrebende junge, österreichische Musikszene“ herangewachsen sei. „Die ist so gut wie seit den Achtzigern nicht mehr“. An wen er da denkt? An die Band Zweitfrau mit Diana Lueger, die Gruppe Mondscheiner mit Falco-Darsteller Manuel Rubey und an Valerie Sajdik. Die junge Ö3-Generation also. Und alles Musiker, denen er auf seiner Summerstage am Donaukanal bereits eine Bühne gab.
Hier der ganze Artikel der Presse:
Nachtleben: Herr Schellmann sucht das Glück
Gastronom Ossi Schellmann hat Pläne für ein neues Lokal. Er liebäugelt mit dem „Birdland“, wo er junge Musiker auf die Bühne bringen will.
Eigentlich kann und darf er noch nicht darüber reden. Und tut es trotzdem. Oswald Schellmann sucht nach einem neuen Betätigungsfeld. Eine Mischung aus Tanzlokal und Bar schwebt ihm vor; jedenfalls ein Ort, von dem man auch zu später Stunde sagt: „Da gehen wir jetzt noch hin“, sagt er im Gespräch mit der „Presse“.
Die Idee sei ein „Lokal, in dem sich Menschen Ende Zwanzig und darüber wohl fühlen“. Das Birdland im Hotel Hilton am Stadtpark würde ihm ganz gut gefallen. Das von Joe Zawinul initiierte Jazzlokal führt seit seiner Eröffnung ein tristes Dasein, das sich einfach zusammenfassen lässt: Wenig Besucher, wenig Umsatz. Mit Hilton-Hausherr Hanno Soravia gäbe es bereits ein „Grundsatzwillensübereinkommen“, aber noch keine fixen Verträge, sagt Schellmann. Im Birdland will man am kommenden Dienstag aus „gegebenem Anlass“ (ein Artikel in der Zeitschrift „News“, in dem das Lokal als „abgewirtschaftet“ bezeichnet wird) ein „Come Together der Freunde des Birdland“ veranstalten. Im Gedenken an Joe Zawinul.
Was Schellmann nicht stört. Er sei ohnehin „nicht auf das Birdland fixiert.“ Auch im ersten Bezirk lässt er derzeit zwei Projekte prüfen. Fest steht, dass er die neue Sache nur mit einem Partner angehen will. Wer das sein soll, will er noch nicht sagen. Auch ein konkreter Zeitplan liegt noch nicht vor. „Schön wäre es“, so Schellmann, wenn bis Ende des Jahres die passende Immobilie gefunden und bereits vertraglich unter Dach und Fach sei. Damit man vor dem Sommer notwendige Umbauarbeiten durchführen kann und vielleicht schon vor den Sommerferien aufsperren kann.
Seine Lokal-Vorbilder in Wien sind der Club Ost und die Bar Italia. Lokale, die er selbst gern und vor allem spät nachts besucht. Solche „Absacker-Bars“ gäbe es aber zu wenig in Wien. „Wer nicht immer ins Flex oder in die Passage gehen will, der hat es schwer in Wien“, meint Schellmann. Wobei er gleich hinzufügt, dass er diese beiden Lokale selbst noch immer gerne besucht.
Allein ums gehobene Absacken geht es Schellmann bei seiner neuen Lokalidee dann aber doch nicht. Eigentlich schwebe ihm ein Lokal vor, das sich der Live-Musik annimmt. Ein bisschen wie die Eden Bar – vor dreißig Jahren.
Die Live-Auftritte seien sogar der eigentliche Ideengeber gewesen, denn ihm sei in den letzten Jahren aufgefallen, dass eine „aufstrebende junge, österreichische Musikszene“ herangewachsen sei. „Die ist so gut wie seit den Achtzigern nicht mehr“. An wen er da denkt? An die Band Zweitfrau mit Diana Lueger, die Gruppe Mondscheiner mit Falco-Darsteller Manuel Rubey und an Valerie Sajdik. Die junge Ö3-Generation also. Und alles Musiker, denen er auf seiner Summerstage am Donaukanal bereits eine Bühne gab.
Es ist also nicht so, dass Schellmann nicht bereits jetzt etwas für die österreichische Musikszene tut. Die „Summerstage“ – sein „Baby“ – ist nur eben nicht unbedingt ein schickes Nachtlokal, eher eine Art Heuriger am Kanal. Grundsätzlich scheint mit dem 52-jährigen gebürtigen Gumpoldskirchner aber wieder einmal das durchzugehen, was ihn schon früher drei Mal zum Neustart bewog. Die Langeweile.
Als der Sohn einer Weinbauernfamilie, dessen Eltern Anfang der Sechziger Jahre ein In-Lokal (so nannte man das damals noch) in Gumpoldskirchen eröffneten, in dem Prominente wie Udo Jürgens aus und ein gingen, seine Hotelkaufmannlehre abschloss, machte er sich 1977 mit einem Partner als Kantinenwirt selbstständig und besaß kurz darauf 18 Lokale mit insgesamt 300 Mitarbeitern. Nebenbei gründete er das „Copa Cabana“, die spätere Disco U4, deren Chef er jahrelang war. Anfang der Neunziger Jahre packte ihn dann zum ersten Mal der Drang zum Wechsel. Er verkaufte alle Lokale, löste Pachtverträge auf und konzentrierte sich mit dem Kauf des Café Stein nahe der Universität Wien auf etwas Neues. Und hatte wieder Erfolg. Das Lokal, das sich am Stil französischer Bars orientierte, wurde vor allem von den Studenten enorm gut aufgenommen. Das Stein gehört ihm heute auch nicht mehr. Dafür war Schellmann 1996 wieder ein kleiner Stadtpionier, indem er mit der Summerstage das erste Lokal am Donaukanal eröffnete. Dort, wo seit drei Jahren viele Lokalbetreiber hindrängen.
Und jetzt kommt also wieder ein Neubeginn. Allerdings nicht mehr so einschneidend. Die „Summerstage“ will Schellmann auf jeden Fall behalten. Im Herbst möchte er sich erst einmal „in Europa umschauen“ und „erfolgreiche internationale Lokalkonzepte austrifizieren“, wie er das nennt. Wobei der Routinier des Wiener Nachtlebens sich (schon ein wenig altersmild?) mit großen Vorankündigungen zurückhält: „Wirklich neu erfinden kannst Du das Nachtleben nicht“. Versucht hat er das früher einmal.